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Montag, 22. September 2025

Event: "Filztussi and Friends "Markt für Kunsthandwerk vom Feinsten, 21.9.25, Riedstadt-Wolfskehlen

Helga König (links), Karin Krenn
"Filztussi" rechts
Auf dem Gelände einer denkmalgeschützten, ehemaligen Hofreite in Riedstadt-Wolfskehlen, die zwischenzeitlich von dem agilen Besitzer des Riedstädter "Eiswölkchens" bewohnt wird, fand am 21.9.25 ein bemerkenswerter "Markt für Kunsthandwerk vom Feinsten" statt. 

Kunsthandwerk, so erfährt man bei Wikipedia, stehe für jedes Handwerk, für dessen Ausübung künstlerische Fähigkeiten maßgebend und erforderlich seien. Bei den Produkten des Kunsthandwerks handele es sich um eine eigenständige handwerkliche Arbeit und nach eigenen Entwürfen gefertigte Unikate. 

Die ausgestellten Arbeiten unterschieden sich, das wurde allen BetrachterInnen gewiss rasch klar, von denen, die in der Regel auf Jahrmärkten angeboten werden. Beim gestrigen Markttag ging es tatsächlich um Arbeiten, die von den Akteuren viel künstlerisches Können, Kreativität und Geduld abverlangen. Nichts ist abgekupfert! 

Bevor ich mir einen Überblick über die ausgestellten Objekte verschaffte, unterhielt ich mich mit der Organisatorin des Events. Karin Krenn betreibt die "Filzwerkstatt Karin Krenn" und nennt sich flapsig "Filztussi". 

Die kreative Kunsthandwerkerin fertigt Ringe, Halsketten, Pulswärmer und andere geschmackvolle Accessoires an. Für die Pulswärmer nimmt sie nur hochwertige, feine Garne und strickt dabei in komplizierten, zeitaufwendigen Mustern. Hier ist Koordinationsfähigkeit gefragt! 

Die gewählten Farbtöne sind sehr edel, sodass die Pulswärmer sich bestens auch zu Businessblazern tragen lassen und solchen, zumeist farblich gedeckten Jacketts etwas "pepp" verleihen. 

Interessant auch sind die Ringe aus Filz, die am Finger angenehm weich, ein ganz neues Schmuckgefühl entstehen lassen. Die Steine, die die Filzringe krönen, gepaart mit Sterlingsilbereinfassung machen diese ungewöhnlichen Schmuckstücke zu echten Hinguckern, ganz ähnlich wie die Kugelkette in der Farbe Lapislazuli aus Filz. Die Nachhaltigkeit dieser Produkte überzeugt!

Karin Krenn bietet übrigens Filzkurse für Erwachsene und Kinder an. 

Die Ausstellerin Simone Kalka ist eine, Wolfskehlen ansässige, zertifizierte Kräuterpädagogin BNE. Sie bietet Wildkräuterführungen, Wildkräutervorträge, Themenworkshops rund um Wildkräuter und zahlreiche Produkte aus ihrer Kräuterküche an. Solche Produkte konnte man am gestrigen Markttag kennenlernen. 

Bemerkenswert auch sind die Arbeiten von Steffi Günther die die "Impuls Werkstatt" betreibt. Auch sie erteilt Kurse im Kreativbereich für Kinder und Erwachsene. Steffi Günther ist staatlich anerkannte Erzieherin sowie Fachkraft für Kunst und Gestaltung. Ihre wunderschönen Papierarbeiten erfordern große Fingerfertigkeit. 

Doch es gab noch weitaus mehr zu sehen. Hübsche Töpferarbeiten, Glasschmuckarbeiten, kleine Kunstwerke aus Seife, Drechselkunstwerke, für alle, die Holz mögen, auch handgemalte Geschenkkarten etc., etc. 

Wer mehr über "Filztussi and friends“ erfahren möchte, kann sich an Karin.filz@gmx.de wenden. 

Sich jetzt schon kundig machen, was man sich zu Weihnachten wünscht oder was man verschenken kann, ist gewiss kein Fehler. Unikate sind natürlich von besonderem Reiz in unserer Welt, in der Beliebig- und Einfallslosigkeit vorherrscht. 

Am 27.9.-28.9 2025 hat man Gelegenheit sich auf Jagdschloss Kranichstein schlau zu machen, was die Kreativen dann anzubieten haben.

Helga König

Sonntag, 14. September 2025

Eventbericht: 40 Jahre HGV Wolfskehlen "Bees Denäwe", 13.September 2025

Klaus Lohr, Helga König
Weil am gestrigen Abend der große Saal im "Wolfskehler Bürgerhaus" seitens der Verantwortlichen des Riedstädter Rathauses für eine Werbeveranstaltung der AfD schon bereitgestellt worden war, musste der Vorstand des HGV für die Kulturveranstaltung des südhessisches Kabarett- und Mundartduos "Bees Denäwe" einen anderen Ort für das Jubiläums-Event finden, was in Wolfskehlen nahezu unmöglich war.

Erfreulicherweise öffnete die 1000 Jahre alte Kirche großzügig ihre Pforten für das vor allem Freude schenkende Ereignis, das durch das musikalische und sprachliche Können von Klaus Lohr, den schmucklosen Innenraum des protestantischen, zumeist verwaisten Gotteshauses wie durch Magie zum Leuchten brachte. 

Klaus Lohr
Das bereits rund 40 Jahre bestehende Mundart-Duo “Bees Denäwe“ erhielt 2023 den durch die Firma MERCK und die Volksbank Darmstadt Südhessen gestifteten SPIRWES-Künstlerpreis. Dabei agieren Klaus Lohr und Franz Offenbecher auf der Bühne ohne Verstärker, spielen auf unterschiedlichen Saiteninstrumenten, Klaus Lohr darüber hinaus noch auf einer mit einer Halterung an seinem Kopf befestigten Mundharmonika, der er zeitgleich mit einem Saiteninstrument fetzige Töne entlockt. Gewiss nicht einfach!

Wer "Heimatmusik" erwartetet hat, musste schmollen, denn das Duo rockt sich durch unterschiedliche Musikstile, wobei Klaus Lohr so beweglich und glühend tanzt als würde er auf einer heißen Herdplatte stehen. Faszinierend, dieses Temperament! Alles an ihm ist behände, die Bewegungen, die Musik, die Worte, die geradezu aus seinem Mund herauspurzeln, ohne an einen Wortschwall zu erinnern. Aus diesem Wortakrobaten sprudelt eindeutig unversiegbare, sprachliche Intelligenz. 

Franz Offenbecher, der für die Begleitmusik zuständig ist, wirkt geradezu stoisch. Dadurch entsteht genau die Spannung, die Klaus Lohr noch hibbeliger erscheinen lässt. Die Lieder, die er selbst textet, strotzen vor hintergründigem Wortwitz. Man spürt wie er sich beim Texten amüsiert. Er weiß genau, was er damit bei seinem Publikum bewirkt. Klaus Lohr ist ein Profi, ein charmanter dazu. Er wickelt sein Publikum gekonnt um den Finger.

"Bees Denäwe" in de "Wolfskehler Kersch" 
Wer bei diesem Duo nicht schmunzeln, lächeln oder lachen kann, ist eindeutig sauertöpfisch. Die Inhalte der in Mundart vorgetragenen Lieder sind nicht selten sozialkritisch, politisch hinterfragend, aber mitunter einfach sich am Dialekt ergötzend oder gemacht, damit alle sich "schippelig" lachen. Das gilt auch für die Liebeslieder, die durch Komik bestechen. 

Klaus Lohr zeigt Absurditäten im Verhalten der alteingesessenen Dorfbevölkerung auf, singt vom hickelnden Hinkel und freut sich, wenn er zeigen kann, dass Leute, die Mundart sprechen, durchaus komplex denken können. Er jedenfalls kann es und verbreitet gute Laune durch seinen hintergründigen Humor. 

Helga König

Freitag, 5. September 2025

Eventbericht Helga König: Griesheimer Wochenmarkt, 5.9.2025

Vor einigen Jahren habe ich auf "Buch, Kultur und Lifestyle" und dort auf der "Eventseite" den Wochenmarkt von Mainz und von Höchst/Main vorgestellt. Daran anknüpfend möchte ich heute ein paar Zeilen zum Griesheimer Wochenmarkt schreiben und einige Fotos dazu zeigen, die ich heute Morgen realisiert habe. 

Das Foto von mir hat eine freundliche Marktfrau gemacht, deren hübsche Blumensträuße ich sehr schätze, weil sie ähnlich wie die angebotenen Blumenkränze für Hauseingänge viel Freude kommunizieren und keinen Herbstblues zulassen. 

Freude und Kommunikation bilden, neben dem Wunsch, etwas Delikates einzukaufen, für Marktbesucher wohl die Haupttriebfedern, sich am Freitag auf den Weg zu machen und sich vom Marktleben inspirieren zu lassen. Selten sieht man Menschen mit Einkaufszetteln in der Hand. Kochideen ergeben sich beim neugierigen Gucken wie auch beim neugierigen Erschnuppern der feilgebotenen Waren. Marktleben regt bekanntermaßen die Sinne an. Der Duft von reifen Mirabellen lässt uns wissen, wir befinden uns im Spätsommer.

In der Stadt Griesheim mit ihren rund 30 000 Einwohnern betreiben nach wie vor Bauern ihre Landwirtschaft auf den Äckern rund um die Stadt und sorgen so für gutes Gemüse und Obst aus der Region. 

Eine Skulptur auf dem Markplatz erinnert an die "Griesemer Zwiebelfrauen", Marktfrauen, die einst mit  Körben voller Zwiebeln auch in umliegenden Märkten, wie etwa in Darmstadt, für den guten Ruf der Feldfrüchte aus Griesheim sorgten. 

Das Marktleben zeigt sich früh morgens anders als um die Mittagszeit, denn dann muss man sich nicht nur am Wolfskehler Verkaufsstand, an dem Fleisch, Schinken und Wurst angeboten werden, sondern auch an vielen anderen Verkaufsständen, in eine Schlange einreihen. Das bietet allerdings die Chance für Small-Talks, die sehr kurzweilig sein können, speziell wenn man auf alte "Griesemer" trifft, die teilweise noch den Dialekt der Zwiebelfrauen sprechen. Ein Dialekt, der zum Teil an den Dialekt, der im hessischen Ried gesprochen wird, erinnert, aber auch schon darmstädtisch und damit weltläufiger anmutet.

Neben den Produkten aus der Region werden auch mediterrane Lebensmittel angeboten, am Fischstand u.a. frische Doraden, an einem weiteren Stand unterschiedliche Sorten Oliven, dann sehr gute französische Käsesorten und dergleichen mehr. 

Das unterscheidet Griesheim von der Verbandsgemeinde Büchnerstadt-Riedstadt, die über den "Erweller Kochkäs" offenbar kulinarisch nicht hinauswachsen soll, denn man möchte ja den alten Marktplatz mit den schönen Platanen in Wolfskehlen auf keinen Fall sinnstiftend beleben. Warum auch immer. Er würde sich bestens als das anbieten, wofür er gedacht ist, weit weg von dem hässlichen Rathaus in Goddelau, diesem aufgeblähten Kasten auf einer Betonwüste. 

Am Weinstand in Griesheim, an dem sich um die Mittagszeit nicht wenige Marktbesucher tummeln, werden Weine aus Undenheim/Rheinhessen angeboten und zwar vom Weingut Stumpf, zum Genießen am Stand oder zum Mitnehmen für zuhause. 

Französischer Käse, Oliven, kleine Tomaten und ein Glas leichter rheinhessischer Rotwein sind eine gute Wahl an warmen Sommerabenden, wenn sich die Lust, etwas zu kochen nicht einstellen mag...! 

Was lernt man bei solchen Markterkundungen wie heute in Griesheim? 

Jeder Ort ist gut beraten, einen Marktplatz entsprechend zu beleben, wenn begriffen wurde, worum es in einer Kommune tatsächlich geht. Belebte Plätze sind ein Zeichen für gedanklichen Austausch, für neue Ideen, sind ein Zeichen dafür, dass ein Ort nicht nur eine Bettenburg sein möchte oder gezwungen wird, eine zu sein. Bettenburgen sind Schlafstätten, an denen -wie in Schilda- die Randsteine hochgeklappt werden, an denen Geschäftigkeit zum Fremdwort geworden und Schnarchen angesagt ist. Dynamik funktioniert anders.
 
Helga König