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Im Literaturhaus Frankfurt fand gestern Abend im kleinen Saal die Lesung des Essays "Nüchtern" von Daniel Schreiber statt, ein Text, den ich dieser Tage gerade "Buch, Kultur und Lifestyle“ rezensiert und empfohlen habe.
Moderiert wurde die Lesung seitens Florian Balke von der F.A.Z.
Der sehr sympathische, erfrischend natürliche und dabei erfreulich eloquente Autor berichtete von seiner Herkunft (ein Dorf in Mecklenburg- Vorpommern) und seinem schulischen und beruflichen Werdegang, seinen Jahren in den USA und seiner Begegnung mit der vor 10 Jahren bereits verstorbenen amerikanischen Schriftstellerin, Essayistin, Publizistin und Regisseurin Susan Sontag, über die er vor 7 Jahren eine hervorragende, vielgelobte Biografie verfasst hat, die einzige vollständige Biografie, die es überhaupt über die berühmte Literaturkritikerin gibt.
Schreiber berichtet wie er damals in den USA allmählich immer mehr mit der Droge Alkohol in Berührung kam, später wohl auch rauchte sowie auf Feten andere Drogen nahm und ein Leben führte, das er, vor allem was die Entgleisungen im Rauschzustand und sein morgendliches Verkatertsein anbelangt, so irgendwann nicht mehr führen wollte.
Schreiber las zwei Kapitel aus seinem Buch vor, das trotz seines teilweise Sachbuchcharakters sehr viel Posie enthält, die die hohe Sensiblität des Autors subtil verdeutlicht, aber auch zeigt, welch weltoffener Mensch er ist.
Im Gespräch mit Florian Balke versuchte er die Problematik des Gesellschaftstrinkens näher auszuleuchten und zu zeigen, dass es sich beim Alkohol letztlich um eine Droge handele und der Alkoholsüchtige ein Kranker sei, der lichte Momente der Erkenntnis nutzen möge, sich endgültig von der Droge zu lösen, denn für einen Süchtigen gäbe es wohl nur ein vollständiges Nein zum Alkohol, weil er ansonsten immer wieder in die Abhängigkeit hineinrutsche und selbstgesetzte Grenzen überschreite.
Wie Schreiber von seiner Droge loskommt, schreibt er in seinem Buch sehr ausführlich. Der vormalige Gesellschaftstrinker mit einer Affinität zu guten Weinen begreift dies als Gnade und hat sich deshalb auch das Wort "GRACE" auf sein Handgelenk tätowieren lassen, um immer wieder an diesen Gnadenakt, der ihm Freiheit und Glück zurückbrachte, erinnert zu werden.
Unnötig fand ich, dass der Moderator sich als Homosexueller outete. Es gab wirklich keinen Grund seine persönliche sexuelle Ausrichtung zum Thema zu machen, denn es ging um Daniel Schreiber und sein gelungenes Buch “Nüchtern“ und nur darum.
Helga König
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