Rüdiger Safranski |
Heute Abend fand im Literaturhaus/Frankfurt die Lesung Rüdiger Safranski- "Goethe-Kunstwerk des Lebens" statt. Die Veranstaltung war ausverkauft. Bemerkenswert ist, dass bereits im Vorfeld zur Lesung die Gäste über das Buch miteinander in der Eingangshalle diskutierten. Nicht wenige hatte es bereits gelesen und waren erkennbar begeistert.
Sehr angetan schien auch die Goethe-Kennerin Prof. Dr. Anne Bohnenkamp-Renken, Direktorin des Frankfurter Goethe- Hauses/ Freien Deutschen Hochstifts. Sie sprach auf dem Podium mit Rüdiger Safranski über seine wunderbare Biografie. Dieser berichtete zunächst darüber, wie es dazu kam, dass er sich entschied, eine Biografie über Goethe zu schreiben, wo doch diesbezüglich bereits fast alles erforscht ist.
Goethe-Skulptur in der Eingangshalle des Literaturhauses |
Safranski machte ferner deutlich, dass Goethe nur in seiner Gesamtheit - wenn überhaupt- begriffen werden kann und dessen Werke sich aus dessen gesamten Tun entwickelt haben, aber bei Weitem mehr als das Ergebnis des besagten Tuns sind.
Goethe schuf sich immer wieder neu, so Safranski und vom philosophischen Standpunkt her betrachtet, sei Goethe kein Möglichkeitsmensch wie Musil, sondern ein Mensch der Tat gewesen. Seine Freiheitsvorstellungen ergeben sich durch konkretes Handeln und nicht durch Wunschdenken.
Safranski zeigte an Beispielen im Buch, sehr gut, dass Goethe immer wieder bereit war, mit seinem bereits gelebten Leben zu brechen, um sich weiterzuentwickeln. Der Aufbruchs nach Italien stellt beispielsweise einen solchen Bruch und Neuanfang dar.
Dass Goethe nicht nur Glückskind war, sondern auch ein Mensch mit zahlreichen Schwierigkeiten, die es zu meistern galt, ließ Safranski nicht unerwähnt und erklärte auch, weshalb Goethe es liebte, inkognito und dazu noch unter seinem gesellschaftlichen Stand zu reisen.
Prof. Dr. Bohnenkamp-Renken, Rüdiger Safranski |
Zu glauben der Dichterfürst habe sich bemüht, immerfort sein Niveau zu halten, hieße ihn zu verkennen. Goethe konnte es sich leisten, auch mal weniger hochgeistig und perfekt zu sein. Er vermochte dies, weil er großzügig war, auch zu sich selbst und weil er intelligent genug war, zu erkennen, dass diese Großzügigkeit eine wesentliche Voraussetzung für seine unerschöpfliche Kreativität war.
Text und Fotos: Helga König
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