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Sonntag, 13. Oktober 2013

Bericht und Impressionen von der Frankfurter Buchmesse 2013

Pater Anselm Grün, Helga König
Die Frankfurter Buchmesse 2013 begann für mich am Mittwochvormittag und endete am Freitagabend, weil ich aus langjähriger Erfahrung weiß, dass am Wochenende ein entspanntes Beobachten der Szene nicht mehr möglich ist. Was ich erleben wollte, habe ich wahrgenommen, sieht man von Jürgen Todenhöfer ab, den ich sehr gerne persönlich kennengelernt hätte, weil er ein beeindruckender Humanist ist. Er war erst am Samstag in Frankfurt. Schade. Bleibt zu hoffen, dass sich eine andere Gelegenheit ergibt. 

Einige Tage vor Messebeginn habe ich einen Reiseführer über Brasilien auf „Buch, Kultur und Lifestyle“ rezensiert, gewissermaßen zur Einstimmung, denn Brasilien war Ehrengast 2013 auf der Frankfurter Buchmesse. Der brasilianische Pavillon war übrigens von Daniela Thomas und Felipe Tasara entworfen worden und bot ab 17.50  Uhr täglich ein musikalisches Programm, das ich leider nicht erlebte und deshalb den Eindruck gewann, dass die Essenz des Landes, in dem der Regenwald und der Samba zu Hause sind, durch die innenarchitektonische Gestaltung des Raums nicht erkennbar wurde. Wo fand man in dem Raum architektonisch die brasilianische Stärke und Energie, die vielseitige Kultur, sowie die musikalische, lyrische und erzählerische Kreativität gespiegelt? 

Gottlob in den Büchern und man erlebte sie während der Lesungen. Der Raum selbst machte nervös, weil ihm kein Leben eingehaucht wurde.

Wunderbare Schriftsteller und Schriftstellerinnen kamen aus Brasilien, um ihr Land intellektuell zu vertreten, darunter Andreá del Fuego; Beatriz Bracher und Paulo Linz. Im Kopf haften blieb der Satz "Das Land der Stimmen". 

Wird die Stimmenvielfalt auf unserer Erde allmählich zum Stimmeneinheitsbrei durch die neuen Medien? Die Buchmesse erweckte einen gegenteiligen Eindruck. Zu den unterschiedlichsten Themen äußerten sich facettenreich die Stimmen aus so vielen Ländern dieser Erde. Die digital "Natives" kommunizieren das Gesehene und Gehörte weitaus schneller als die alten, zum Untergang geweihten Printmedienschreiber und werden immer ernster genommen, weil alle wissen, dass sie die Zukunft sind. Ein Zurück ist nicht mehr möglich. 

Ein Aus für das Buch wird es nicht geben, stattdessen wohl ein Mix, das die Liebe zur Haptik und zur pausenlosen Aktualisierung des Inhalts möglich macht. Ein solches Novum habe ich von der Messe mitgebracht und werde es demnächst auf „Buch, Kultur und Lifestyle“ vorstellen. 

 Thomas Stangl
Mein dreitätiger Messe-Rundgang führte mich übrigens zunächst in Halle 4.1. zum Paschen Literatursalon. Hier fanden die täglichen Lesungen aus der Long- und Shortlist des Deutschen Buchpreises statt. Als ich dort eintraf, begann unmittelbar darauf Thomas Stangl aus "Regeln des Tanzes" zu lesen. Stangls Stimme nahm mich sogleich gefangen. Sein Roman, den ich demnächst lesen werde, ist eine hypnotische Meditation über unsere Gegenwart und die Rolle, die der Kunst darin und in unserem Leben zukommt. Dass der studierte Philosoph bereits diverse Preise erhalten hat, wundert mich nicht, seit ich Gelegenheit hatte, seinen Worten zu lauschen. 

Natürlich hatten- wie jedes Jahr-  sich auch  dieses Mal viele Schauspieler und andere Promis aus der Yellow-Press eingefunden. Boris Becker hat mich nicht interessiert, obschon ich einige Seiten in seinem Buch auf der Messe gelesen habe. Ihn wollte ich nicht fotografieren. Rezensentinnen, die gerne einen Verriss schreiben, sollten sich übrigens dieses Machwerk zu Gemüte führen.

 Uschi Obermaier
Gerne zugehört habe ich Uwe Ochsenknecht, einem reflektierten, sympathischen Schauspieler, der auf dem blauen Sofa über sein Buch berichtet hat und gesprochen habe ich mit Uschi Obermaier, einer noch immer wunderschönen Frau, die nach  fast sieben Jahren erneut ein Buch auf den Markt gebracht hat, das übrigens nur wenig bebildert ist und insofern meine Neugierde weckt. Was mir an dieser Frau im Gespräch besonders gut gefiel, war ihre Aufrichtigkeit und ihre Natürlichkeit. 

All diese Bücher, die von arroganten Intellektuellen ungelesen als überflüssig abgetan werden, sind sehr wichtig für das Verlagswesen in einer Zeit in der das e-book boomt, zudem spiegeln sie  vielschichtig den Zeitgeist. 

Dünkel ist nicht mehr angesagt. Auch in den Verlagen ist die Botschaft angekommen: Hochmut kommt vor dem Fall. Nicht jedes Buch braucht nobelpreisverdächtig zu sein. Es sollte aber Information liefern und die Interessen oder Neugierde der Leser befriedigen. 

Zugehört habe ich Gerd Ruge und auch Henryk Broder, zwei blitzgescheiten Autoren und gelesen habe ich im neuen Buch von Wolfgang Joop. Der Text ist ein  ellenlanges kluges Interview. Joop schätze ich aufgrund seiner Eloquenz ebenso, wie die beiden zuvor genannten politischen Schriftsteller. 

 Hendrik teNeues
Sven Hannawald, dessen neues Buch mein Gatte kürzlich rezensierte, habe ich zugehört, ihn als einen äußerst sympathischen Menschen wahrgenommen und gefreut habe ich mich, Nicola Bardola wiederzusehen, der die tolle Biographie über Yoko Ono verfasst hat, die ich Anfang des Jahres besprochen  habe.

Natürlich  hielt ich mich an den Messeständen der Kunstverlage lange auf und  war begeistert von den wunderbaren Bildbänden, begeistert natürlich auch  von dem, was te Neues in diesem Jahr zu bieten hat. Viele Bücher dieses Verlages werde ich rezensieren und habe sie hier bereits auf meinem Schreibtisch liegen. 

Rezensieren auch werde ich  ein Buch mit dem Titel „Sprengsatz unterm Küchentisch“, das ich derzeit lese. Ich hatte Gelegenheit mit der  überaus  humorigen Autorin  Ingrid Müller-Münch einen Kaffee zu trinken und mich mit ihr über ihr neues Buch ein wenig zu unterhalten.

Nicht nur hochwertige Kunst- sondern auch Kochbücher  habe ich mir viele angesehen und  nicht selten in Erfahrung bringen können, welche Probleme Verlage auf der  Verkaufsplattform von Amazon haben, weil dort der Mob das Sagen übernommen hat und  seinen Sozialneid  zum Schaden der Autoren und Verlage auslebt.  Offensichtlich  benutzt Amazon den Mob, um  neue Kunden für die anderen Waren im diesem virtuellen Kaufhaus anzuziehen und scheint die Attacken auf  hochwertige Bücher in kleinen Auflagezahlen als akzeptabel zu betrachten. Eine widerwärtige Marketingstrategie, die an das Böse im Menschen appelliert. 

 Pater Anselm Grün
Wie begegnet man dem Bösen? Diesbezüglich lohnt es,  das neue Buch von Pater Anselm zu lesen, das ich allen sehr empfehle. Es macht Sinn sich in unserer Zeit mit dieser Frage zu befassen und  vor allem Bücher über Ethik zu studieren. Wir stehen an einem Punkt, an dem es sich zu entscheiden gilt, welchen Weg wir gehen. Der Weg des grenzenlosen Egoismus hinterlässt nur verbrannte Erde, an der keiner Freude haben kann.  Meine Begegnung mit Pater Anselm Grün und anderen Benediktinermönchen auf der Buchmesse empfand ich als besondere Bereicherung, weil diese Menschen  in der Lage sind, uns zu zeigen, wo wir das innere Licht finden, dass  zu unserer aller Lebensmittelpunkt werden sollte.

Bleibt zum Schluss noch zu erwähnen, dass die beiden Abendveranstaltungen, die mein Gatte und ich erleben durften, viel Freude bereiten haben. Ein Dankeschön gilt den Veranstaltern bei denen ich mich auch im Namen meines Gatten herzlich bedanke. 

Nicht vergessen möchte ich zu erwähnen, dass es ein großes Vergnügen war, Facebookfreunde auf der Messe zu  begegnen.  Peter Schmidt, Manager bei Media Service International, schenkte mir ein Buch über die Liebe, in dem ich seither immer wieder lese. Aus dem Buch möchte ich zwei Zeilen zitieren, die ich wichtig finde:

"Es gibt eine Liebe, die nicht nur dem Geliebten gehört
Es ist die Liebe für das Leben selbst, für alles, was ist."

Mit dieser Liebe kann man dem Bösen begegnen. Wie das möglich ist, erfährt man von dem von mir überaus geschätzten Pater Anselm Grün.

Helga König


Messeimpressionen

 Peter  Schmidt, Helga König

 Hellmuth Karasek, Jutta Ditfurth


 Sven Hannawald

 Klaus Bresser und Frau

 Hellmuth Karasek

Henryk Broder
 Uwe Ochsenknecht

 Uschi Obermaier

 Pater Linus

Gerd  Ruge

Ingrid Müller Münch

 Sigrid Löffler
 Peter J. König

 Friederike Koch Büttner



 Uwe Timm

 Jagoda Marinic , Herbert Prantl, SZ

 Thomas Stangl und Lektorin

 Stephanie Wilhelms
 Ernst A. Grandits

Edwin Haberfellner


 Peter Bührer
 Leon de Winter
Fidelis Ruppert,  Benediktinermönch,
Abt von Münsterschwarzach (von 1982-2006)

 Jutta Ditfurth

 Nicola Bardola

Peter J. König, Peter Schmidt

Text: Helga König
Fotos: Peter und Helga König, Pater Linus
















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