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Montag, 31. März 2014

Eventbericht: Installation der "Rote Faden" von Darya von Berner in Frankfurt/Main, anlässlich der "Biennale der Lichtkultur 30.3.- 4. 4. 2014

 Der "Rote Faden" von
Darya von  Berner
Am Samstag, den 29.3.2014 fand im Hause der Galeristin Monika Hermann-Simsch und Dr. Peter Hermann ein Empfang anlässlich der "Biennale der Lichtkultur" in Frankfurt statt. Das Event in der Mainmetropole wird noch bis zum 4.4.2014 andauern. 

Das Gebäude in der Saalgasse 18 ist ein Werk des berühmten, amerikanischen Architekten Charles Moore, der als einer der Theoretiker und Gründerväter der Postmoderne gilt. Das Haus selbst ist ein Beispiel für die emotionale und pluralistische post-moderne Architektur. Deren Form transportiert Geschichten, erzählt diese auf beeindruckende Weise. Dies geschieht durch die Farben, Materialien und Ornamente. Dabei handelt es sich bei den Gebäuden um zwei Häuser, die faktisch nur eines sind.

Während der "Biennale der Lichtkultur" sind die beiden unterschiedlich anmutenden Haushälften durch ein rotes Lichtband verbunden. Dieses Band spiegelt in seiner Bewegung die kreisförmigen Elemente der Architektur wieder. Angelehnt an einen Gedanken Goethes aus den Wahlverwandtschaften verbindet der "Rote Faden" auch hier etwas, was zusammengehört. 

 Darya von Berner
Die Lichtinstallation ist ein Werk der spanischen Künstlerin Darya von Berner, mit der  ich bereits ein Interview auf "Buch, Kultur und Lifestyle" realisieren konnte. Hier hat sie zu ihrem Werk persönlich Stellung genommen. 

Zu Beginn des Empfangs im Hause der Hermanns sprach Darya von Berner über ihre Kunstanliegen und später im persönlichen Gespräch auch über ihre berühmte Großmutter, der kanarischen Dichterin und Feministin Mercedes Pinto. Diese kannte nicht nur den Nobelpreisträger Tagore sehr gut, sondern auch den Nobelpreisträger Pablo Neruda, der ihr einige Gedichte widmete. 

Im Hause der Hermanns sorgten zudem der ukrainische Musiker Michael Makorov und sein Quartett für viel Aufmerksamkeit, denn die Musiker spielen exzellent und man sagt Makarov nicht  ohne Grund hinter vorgehaltener Hand eine Weltkarriere voraus. 

Makarov hat die Musikhochschule in Odessa erfolgreich absolviert und studierte anschließend in Würzburg an der Musikhochschule bei Prof. Sören Uhde, bevor er Orchestermitglied der Jungen Deutschen Philharmonie  und Kammermusiker des Orchesters CAMERATA Würzburg wurde. 

 Michael Makarov, Monika Hermann-Simsch
Der Musiker spielt regelmäßig als Orchestermusiker mit berühmten Interpreten wie Giora Feidmann, James Galway, Andrei Gavrilov, Anna Maria Kaufmann, Eva Lind, Mischa Maisky und Sergei Nakariakov. Er ist Gründer des Duos „Ultimate Duett“ (Violine und Gitarre) und des Quartetts "Violoncello". 

Die Veranstaltung beeindruckte durch ihr hohes kulturelles Niveau und die inspirierenden Gespräche über Kunst und Intellektualität, die sich wie ein roter Faden durch die Kommunikation der Gastgeber und Gäste zog. Ein Event, wie man es in Frankfurt zu schätzen weiß. 

Text und  Fotos: Helga König


 Lilian Frieser, Barbara Born

Herr Weinelt und Ehefrau

 Lilian Frieser
















 Peter Julius









 Knut Günther, Lilian Frieser







Michael Makarov 













Fotos:  Helga König
Foto: Außenfassade mit "Rotem Faden"  Monika  Hermann- Simsch

Montag, 17. März 2014

Bericht von der Leipziger Buchmesse, 13.3.2014

Die Leipziger Buchmesse 2014 erwies sich erneut als großes Lesefest. Dabei galt der Donnerstag auch in diesem Jahr vor allem den Nominierten für den Preis der Leipziger Buchmesse. Zwischen 11. 00 und 14.00 Uhr wurden diese und ihre nominierten Werke in Halle 4 vorgestellt. 

Untergliedert waren die Nominierten in die Kategorien Belletristik, Sachbuch und Übersetzung. 

Einige der Bücher kannte ich bereits, die Werke der Preisträger, die um 16 Uhr bekannt gegeben wurden, waren mir bislang allerdings unbekannt. Dabei handelt es sich übrigens um: Sasa Stanisic "Vor dem Fest", Helmut Lethen "Der Schatten des Fotografen",  Robin Detje William T. Vollmann "Europe Central"

Auffallend viele Cafés und noch mehr Veranstaltungen machten es nicht leicht, sich irgendwo länger aufzuhalten, speziell dann nicht, wenn man wie ich nur einen Tag lang in Leipzig verweilte. 

 Erika Pluhar
Viele Neuerscheinungen waren mir nicht mehr unbekannt, aufgrund vorheriger Internet-Recherche. Das Buch von Erika Pluhar "Die öffentliche Frau", das ich derzeit gerade lese, kannte ich aber noch nicht. Die ehemalige Schauspielerin des Burgtheaters Wien las aus ihrem Buch vor einem großem Publikum. Allein ihrer Stimme zuzuhören, war beeindruckend. 

Neugierig machten mich die Verlage aus anderen Ländern, aber auch die vielen bildenden Künstler, die ihre Werke präsentierte, wie in jedem Jahr. 

Um sich  in Ruhe in ein Buch zu vertiefen, war es leider zu  laut und hektisch. Insofern konnte ich nur  visuelle Eindrücke sammeln und immer wieder mit Verlagsleuten plaudern, um mir Lesetipps geben zu lassen. 

Auf meinem Bücherberg liegt nun vieles, was ich bald lesen und teilweise auch rezensieren möchte, nicht zuletzt ein kleines Bändchen des Philosophen Wilhelm Schmid mit dem Titel "Gelassenheit- Was wir gewinnen, wenn wir älter werden". 

Aufgefallen ist mir, dass viele junge Autoren auf der Leipziger Messe zugegen waren und es hat mich insofern gefreut, dass ein  noch besonders jung erscheinender Autor den Preis der Leipziger Buchmesse im Bereich Belletristik erhalten hat. Sasa Stanisic, der den Roman "Vor dem Fest" geschrieben hat, ist mit seinen 36 Lenzen im Vergleich zu allen anderen Preisträgern wirklich noch jung und strahlt viel Dynamik aus. Diese  wird in Zukunft notwendig sein, um dabei tatkräftig mitzuhelfen,  die Vielfalt des Buchmarktes nicht  durch einen neuen Verlags-Strategen geschmälert zu bekommen.

Die Preisverleihung war wie immer der Höhepunkt des Buchmessen-Donnerstags. Wie stets wurde noch kurz vor der Bekanntgabe gerätselt, wer denn nun gekürt wird. Die Rede Helmut Lethens, des Preisträgers im Bereich Sachbuch,  hat mir besonders gefallen, denn er hat darin jedem der Nominierten einen Preis gegönnt. Dies war nicht nur einfach so dahingesagt, das spürte man, wenn man in das grundgütige Gesicht, dieses klugen Mannes blickte, dessen Buch "Der Schatten des Fotografen" ich ganz gewiss lesen werde.

 Helmut Lethen


















Jean-Marie Dumaine  


Bildmitte: Barbara Vinken

 Michael Griesinger
 Hier  wurden finnische  Speisen angeboten 
 Dr. Georg Girardet


Mitte: Oberbürgermeister der Stadt Leipzig
Burkhard Jung



 Preisträger des Preises der Leipziger Buchmesse 2014. Von rechts nach links Helmut Lethen "Der Schatten des Fotografen", Robin Detje "William T. Vollmann: Europe Cental", Sasa Stanisic "Vor dem Fest".



Fotos und Text: Helga König

Mittwoch, 12. März 2014

Bericht von Lesung, am Dienstag, 11.März 2014 Literaturforum im Mousonturm in Frankfurt/Main „Der Baron, die Juden und die Nazis“ mit Jutta Ditfurth.

Gestern Abend stellte die Publizistin und Politikerin Jutta Ditfurth im Literaturforum im Mousonturm in Frankfurt einem sehr interessierten Publikum ihr neues Buch "Der Baron, die Juden und die Nazis" vor. 

Das Werk habe ich jüngst auf "Buch, Kultur und Lifestyle" rezensiert und konnte mir aufgrund der Sekundärinformationen im Vortrag Ditfurths ein noch deutlicheres Bild von ihrem Grundanliegen verschaffen.  Dieses besteht ganz offensichtlich  darin aufzuzeigen, dass der Adel in Deutschland gewissermaßen Steigbügelhalter für Hitler gewesen ist und damit eine Mitverantwortung an der Ermordung der 6 Millionen Juden trägt. 

Ditfurth, selbst adeliger Herkunft, berichtete über den Antisemitismus des Adels, der bereits im 19. Jahrhundert vorhanden war, nicht nur in ihrer Familie, und las aus alten antisemitischen Texten erschreckende Passagen vor, die u.a. Mitglieder elitärer Tischgesellschaften damals von sich gaben. Der Dichter Achim von Arnim, der zu Ditfurths großem Verwandtenkreis  zählt, war einer der namhaften Judenhasser in der Romantik. 

Wie die Frankfurter Politikerin zu Recht fordert, ist es absolut notwendig, diese dunkle Seite der Romantik zur Sprache zu bringen, wenn in Frankfurt wie geplant das Deutsche Romantik Museum gebaut wird, um dort den romantischen Dichtern zu huldigen. Kann man einem Achim von Arnim überhaupt huldigen, nachdem, was er im Hinblick auf Juden von sich gab, frage ich? Kann man seine romantische Lyrik von dem Rest, was in seinem Kopf vorging, wirklich  trennen? 

Ditfurth zeigte aufgrund von zahlreichen privaten Bildern die Schlösser und Rittergüter ihrer Familie, um zu verdeutlichen, worin das Motiv des Adels im Hinblick auf die tiefsitzende Angst vor Juden begründet lag, die sich in krankhafter Ablehnung niederschlug. Es war wohl bereits im 19. Jahrhundert- dem Zeitalter der Industrialisierung-  die Angst, Privilegien und Macht zu verlieren und nach dem tatsächlichen Verlust durch die Abdankung des Kaisers nach dem verlorenen 1. Weltkrieg und dem Beginn der Weimarer Republik der innige Wunsch, egal mit wem und wodurch, die verlorenen Privilegien wieder zu erlangen. 

Der Sündenbock stand bereits im 19. Jahrhundert fest. Es war der Jude. Ideologisch hatte somit der Adel kein Problem mit Hitler gemeinsame Sache zu machen. In dessen Führungselite befanden sich deshalb auch viele Aristokraten. 

Ditfurth sprach die Legendenbildung  im Hinblick auf den  Widerstand des 20. Juli 1944 an. Viele der Widerständler waren Adelige, die lange mit dem NS-Regime kooperiert hatten und wie Ditfurth mittels Texten belegte, sehr antisemitisch ausgerichtet waren. Nicht wenigen ging es, wegen der drohenden Niederlage, eher darum, ihren Kopf zu retten, als dem Antisemitismus  ein Ende zu bereiten, so jedenfalls die Deutung Ditfurths, wobei es offenbar aber auch Ausnahmen gab. 

Sie thematisierte ausführlich ihren antisemitischen Urgroßonkel Börries  Freiherr von Münchhausen, der als Balladendichter  sehr erfolgreich war. Die Autorin kam in der anschließenden Diskussion zu dem Ergebnis, dass dieser Urgroßonkel, nicht nur Balladendichter, sondern auch  ein ausgemachter Rassenideologe, der   Goebbels  sehr verehrte,  aufgrund seiner Herkunft determiniert war und wegen dieser, sich keinesfalls am eigenen Schopf hätte aus dem braunen Sumpf herausziehen können. 

Damit die Zuhörerschaft sich etwas wundern durfte, zeigte Ditfurth u.a. Briefmarken von der Bundesrepublik Deutschland, auf denen nicht zuletzt auch die Dichterin Agnes Miegel zu sehen ist, die bekanntermaßen ein strammes Parteimitglied der Nazis war. 

Ditfurth, die die Gräfin Dönhoff für die Legendenbildung im Hinblick auf den angeblich generell widerständischen Adel in der NS-Zeit verantwortlich macht, zeigte sich pikiert, dass Alice Schwarzer, die Ikone der Frauenbewegung, der Ostpreußin durch die unkritische Biografie, die diese über die Aristokratin verfasste, ein Denkmal gesetzt hat. 

An kritischen Äußerungen mangelt es Jutta Ditfurth nicht, selbst wenn es um die Auseinandersetzung mit dem eigenen Adel geht. Wie sie hocherfreut feststellte, sind Historiker begeistert von ihrem Buch, das sie nicht deshalb schrieb, um ihr "Nest zu beschmutzen", sondern darum, weil sie als Angehörige dieser Gesellschaftsschicht Zugang zu Unterlagen hat, von denen sie meint, dass die Öffentlichkeit ein Recht habe, darüber mehr zu wissen. Kurzum, Jutta Ditfurth geht es um Aufklärung. 


Text und Fotos von der Lesung Helga König

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