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Freitag, 15. März 2013

Helga König: Bericht von der Leipziger Buchmesse, am 14.3.2013

Letztes Jahr zur Leipziger Buchmesse ging  ich morgens um 4.30 Uhr im leichten Sommermantel aus dem Haus. Diesmal war daran nicht zu denken, dick eingemummelt watete ich zu besagter Zeit durch den Schnee zum Bahnsteig, darauf hoffend, dass mein Zug noch am späten Vormittag mein Reiseziel erreichen wird. Ich hatte Glück, sibirische Verhältnisse kamen  wider Erwarten  nicht auf mich zu. In Leipzig schien sogar die Sonne.

Etwas irritiert war ich allerdings als ich vor dem Messegelände den Zug verließ und Hunderte von Kindern plötzlich erblickte. War donnerstags nicht Händler- und Journalisten-Tag? Nein, in Leipzig, so klärte man mich auf, ist die Messe schon am Donnerstag für alle Besucher geöffnet und just an diesem Tag  waren die Schüler die Ehrengäste. 

Wie bringt man Kindern die Liebe zum Buch nahe? Durch Events wie die Buchmesse Leipzig, wo sie sich wie im Schlaraffenland in Bücherbergen tummeln können, ein haptisches Gefühl entwickeln und begreifen, welche Vielfalt hier auf sie wartet. Schon die Kleinsten wurden beschäftigt, durften auf Papier malen und mit Farben spielen, größere Kinder hörten aufmerksam Kinderbuch-Lesungen zu, die offenbar so packend waren, dass sie mucksmäuschenstill den Vortragenden lauschten, ohne von irgendjemand zum Schweigen angehalten zu werden. 

In allen Ecken saßen Kinder auf dem Boden und sprachen begeistert miteinander über das, was sie sahen.

Vor einem Stand mit Ethik-Büchern für Schüler diskutierten Elfjährige über den Inhalt eines dieser Werke. Das fand ich besonders bemerkenswert.

Neugierig informierte ich mich am Stand von Brockhaus, wie die Leser auf deren Scolaris-Lernhilfeprogramm reagierten, von dessen Qualität ich mich vor Kurzem überzeugt habe und nahm zu meiner Freude zur Kenntnis, dass Eltern ebenso begeistert von diesen Ratgebern sind, wie auch ich. 

 Peter Esterhazy
Viele Autoren lasen aus ihren Büchern oder wurden zu diesen interviewt. Die Lesungen fanden zum Teil in den zahlreichen Cafés statt, die eine Besonderheit der Leipziger Buchmesse darstellen und meiner Interpretation nach  auf die  intensive Kaffee- und Kuchenliebe  der Sachsen zurückzuführen ist. 

Der Ungar Peter Esterhazy sprach auf dem Blauen Sofa. Sein  neuestes Werk „Esti“ habe ich auf meine Leseliste gesetzt. Es scheint ein wirklich interessantes Buch zu sein. Natürlich hoffe ich, dass Esterhazy in Frankfurt demnächst lesen wird, denn es ist Jahre her, als ich ihn im Frankfurter Literaturhaus erleben durfte. Er ist ein Schriftsteller und Mensch ganz nach meinem Geschmack.

 Heiner Lauterbach
Der Schauspieler Heiner Lauterbach sprach in einem der Lese-Zelte über sein Buch „Man lebt nur zweimal“. Mir fiel seine Gelassenheit und seine asketische Gestalt sehr positiv auf, Faktoren, die dokumentieren, dass er tatsächlich in seinem zweiten Leben angekommen ist. 

 Friederike Koch-Büttner
Natürlich schaute ich mir viele neue Verlagsprogramme an, notierte mir Titel, machte mir Notizen und ich vergaß auch nicht, mich bei den vielen Künstlern umzusehen, die ihre Werke ebenfalls auf der Buchmesse präsentieren.  

Erwähnen möchte, dass ich mit der sächsischen Rezensentin Heike Geilen, mit der ich  seit vielen Jahren  immer wieder mal korrespondiere, nun endlich in Ruhe bei eine Tasse Kaffee plaudern konnte. Die gemeinsame Liebe zu Büchern sorgte natürlich für reichlich Gesprächsstoff .

Joachim  Unseld
Um 16. Uhr wurde der Preis der Leipziger Buchmesse verliehen. Dr. Hubert Winkels ist übrigens jetzt der Vorsitzende der Jury. Insgesamt entscheiden sieben Personen, wer Preisträger werden wird. Fünf Autoren jeweils waren nominiert in der Kategorie Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung. Von den 15 Nominierten erhielten die drei nachstehenden Personen die Preise:  in der Kategorie Belletristik David Wagner mit seinem Roman “Leben“, in der Kategorie Sachbuch Helmut Böttiger mit „Die Gruppe 47“ und in der Kategorie Übersetzung Eva Hesse mit „Ezra Pound: Die Cantos“ , dabei wurde  auch stets begründet weshalb. 

 Verena Aufermann, Sigrid Löffler
Natürlich habe ich es bedauert, dass mein persönlicher Favorit, Prof. Dr. Götz Aly, der auch nominiert war,  leer ausging. Doch ich bin mir sicher, dass sein Buch ebenfalls noch einen Preis erhalten wird.

Gefreut habe ich mich Dr. Ellen Graßmann zu begegnen. Mit ihr unterhielt ich mich vergnügt über alte Uni-Zeiten in Mainz, bevor ich mich auf den Nachhauseweg aufmachte.

Im kommenden Jahr werde ich zur Buchmesse   zwei Tage in Leipzig bleiben. Neun Stunden Zugfahrt an einem Tag  sind eindeutig zu anstrengend, zudem genügen sieben Stunden auf der Buchmesse nicht, um die Fülle der ausgestellten Bücher in ihrer Gesamtheit auf sich wirken lassen zu können.

 Die Buchpreisträger

Text und Fotos: Helga König

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