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Samstag, 6. Dezember 2025

Eventbericht vom 4.12.2025.:"Pack ein Buch ein"-Literarische Geschenktipps zu Weihnachten,Kunstgalerie am Büchnerhaus in Goddelau

Anja Stark (links), Britta Röder(rechts)
Am 4.12.2025 fand in der Kunstgalerie am Büchnerhaus in Goddelau eine bemerkenswerte Veranstaltung statt. Die Riedstädter Autorin Britta Röder, deren Erzählungen "Fliehkraft" ich vor geraumer Zeit auf "Buch, Kultur und Lifestyle" rezensiert habe, stellte 12 Bücher, die sie gelesen und rezensiert hat, inhaltlich kurzweilig und spannend übermittelt, ohne zu viel zu verraten, dem interessierten Publikum vor. Ihr moderierend zur Seite stand die Büchereileiterin Anja Stark. 

Das Motto des Abends lautete: "Wenn du nur die Bücher liest, die alle lesen, kannst du auch nur das denken, was alle anderen denken." Haruki Murakami 

Britta Röder erläuterte während ihrer Moderation, weshalb sie die Bücher kleiner Verlage bevorzugt lese und auch gerne rezensiere. 

Sie unterstrich, dass es an diesem Abend nicht um sie als Autorin gehe, sondern die Protagonisten die von ihr vorgestellten Bücher seien. Britta Röder schätzt die Qualität der Inhalte jenseits des Mainstream dieser Werke, die ihr einen Blickwinkel auf die Dinge des Lebens schenken, wie ihn Haruki Murakami in seinem Zitat meisterlich vermittelt hat. 

Britta Röder(links), Helga König (rechts) 
Die Qualität der von Britta Röder vorgestellten Bücher aus den Verlagen (mainbook, edition federleicht, Ultra Violett Verlag, kanon Verlag, Wagenbachverlag, culturbooks und sujet Verlag) führt sie darauf zurück, dass besagte Nischenverlage genau auf diese Qualität der Inhalte achten müssen, weil ihr Budget keine Verkaufsflops zulasse. 

Britta Röder hat in der Art, wie sie über die einzelnen Bücher sprach, bei der Zuhörerschaft große Neugierde geweckt und es geschafft, für jeden Geschmack etwas zu präsentieren. Chapeau!

Die Buchhandlung "Faktotum" verkaufte auf ihrem Büchertisch erfreulich viele dieser Geschenktipps, was für die gelungene Moderation sprach. 

Dabei wurde bei Punsch und Plätzchen daran erinnert, dass Weihnachten vor der Tür steht und ein gutes Buch die dunkle Spätherbstzeit vielversprechend erhellen kann. Also: "Pack ein Buch ein" und zwei Bücher im Gegenzug aus, um zu lesen, wissend, dass LESEN vor Dummheit schützt.

Anbei die Leseliste: 

1. Antje Schrupp – Unter allen Umständen Freitag (Helmer Verlag) 
2. Frank Schuster – Büchner Sixty-Nine (mainbook) 
3. Claudia Kaufmann – Das Haus der Goldmann (Ultra Violett Verlag) 
4. Ralf Schwob – Osthafen (mainbook) 
5. Domenico Müllensiefen – Schnall dich an, es geht los (kanon Verlag) 
6. Julia Hoch – Frau Putz (Helmer Verlag) 
7. Karen Aydin – Sternkollisionen (edition federleicht) 
8. Romain Gary – Europäische Erziehung (Wagenbach Verlag) 
9. Barbara Imgrund – Der Wurm (Helmer Verlag) 
10. Ulrike Sabine Maier – Hinter Tausend Stäben (edition federleicht) 

Erzählungen 
11. Bora Chung – Der Fluch des Hasen (culturbooks) 
12. Gerrit Wustmann – Sterben in deinem Geweih (sujet Verlag) 

 Helga König

Sonntag, 23. November 2025

Eventbericht 23.11.2025: BüchnerBühne /Leeheim-Club der Dichter: "Von hier aus weiter", Susann Pásztor

Christian Suhr liest aus "Von hier aus weiter" von 
Susann Pásztor
Am Sonntag, den 23.11.2025 um 11 Uhr fand in dem Gebäude der BüchnerBühne in Riedstadt/Leeheim erneut eine Lesung im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Club der Dichter" statt. 

In Zusammenarbeit mit der Stadtbücherei der Stadt Riedstadt und der Buchhandlung FAKTOTUM las der Gründer und künstlerische Leiter der BüchnerBühne #Christian_Suhr aus dem Roman "Von hier aus weiter" von Susann Pásztor. 

Mit der Veranstaltungsreihe "Club der Dichter" möchten die Organisatoren einmal im Monat an einem Sonntagmorgen bei einem kleinen Frühstück mit Literatur den "Blick auf die Welt schärfen". Eine lobenswerte Idee!

Das liebenswert gestaltete "Büchner- Café" war voll besetzt, trotz des unwirtlich kalten Wetters. Dabei hörte das literaturinteressierte Publikum aufmerksam -die witterungsbedingten Umstände vergessend- der brillanten Lesung Christian Suhrs zu. 

"Von hier aus weiter" von Susann Pásztor, ein Roman, den ich bislang nicht kannte, bringt den Lesern die Witwe Marlene näher, die nach dem Suizid ihres Mannes, einem Arzt, zunächst auch sterben möchte. Doch dann entwickeln sich die Dinge in eine völlig unerwartete Richtung. 

Christian Suhr las zwei Kapitel des Romans, die allerdings noch nicht erkennen ließen, wohin die "Reise" geht, sprich, was Marlene im Verlauf der Handlung noch erwartet und wie sie vielleicht den zunächst etwas  traurig aber zugleich absurd erscheinenden Momenten ihres neuen Lebens entkommt.  Grund genug das Buch zu erwerben, sinnvollerweise in der Buchhandlung  FACTOTUM 

Christian Suhrs Lesungen zuzuhören, ist eine wahre Freude, weil die Figuren des Romans zu leben beginnen und auf dieser Weise Neugierde auf das gesamte Buch auslösen. Besser kann man für ein gutes Buch nicht werben!

Bin jetzt schon gespannt auf seine Lesung  am 14.12.2025, zumal ich den Roman "Umlaufbahnen" von Samantha Harvey, aus dem Christian Suhr dann liest, auf "Buch, Kultur und Lifestyle" bereits rezensiert habe.

Helga König

Sonntag, 16. November 2025

Eventbericht: Der Cato - Konzertfilm von Helge Burggrabe in der Evangelischen Kirche Riedstadt-Wolfskehlen am 14. November 2025, 18 Uhr

Am Freitag, den 14. November 2025 um 18 Uhr wurde in der Evangelischen Kirche Riedstadt-Wolfskehlen der Konzertfilm "Cato" von Helge Burggrabe gezeigt. Dies geschah anlässlich des 100. Geburtstages der deutschen Widerstandkämpferin Cato Bontjes van Beek. 

Cato, die der Widerstandgruppe "Rote Kapelle" angehörte, wurde am 5.8.1943 in Berlin-Plötzensee guillotiniert. Ähnlich wie die deutsche Widerstandkämpferin Sophie Scholl, die am 23. Februar 1943 seitens der Nazis geköpft wurde, hatte man auch Cato beim Verteilen von Flugblättern gegen das menschenverachtende Nazi-Regime seitens deren Schergen verhaftet. 

Beide Frauen kämpften für mehr Mitmenschlichkeit und für das Ende des Terrorregimes. Cato und Sophie sind beide filmisch von der Schauspielerin Julia Jentsch dargestellt. Den preisgekrönten Film #Sophie_Scholl - Die letzten Tage (DVD) habe ich 2009 rezensiert. Anders als die Verfilmung der letzten Tagen von Sophie Scholl, wird in dem Konzertfilm "Cato" den Zuschauern, das Leben und die Persönlichkeit dieser Frau mittels biographischen Texten, auch Briefen, die sie vor und während ihrer Verhaftung schrieb und Musikkompositionen sehr einfühlsam vermittelt. 

Cato wuchs in Fischerhude bei Bremen auf. Der Ort liegt 17 km von der Künstlerkolonie Worpswede entfernt. Dort lebte und arbeitete ihr Onkel Otto Modersohn, mit dem sie, wie im Film erwähnt, in Briefkontakt stand. Ihre Eltern und verschiedene Anverwandte waren weltoffene Künstler. Insofern wundert es nicht, dass auch sie musisch begabt war und darüber hinaus vielseitig interessiert. 

Ihre geistig freie, menschenfreundliche Haltung und Naturverbundenheit stand dem entgegen, was die Nazis allen vorlebten. Als Cato sich in Berlin  bei einem Onkel zur Keramikerin ausbilden ließ, schloss sie sich der Widerstandgruppe "Rote Kapelle" an und geriet schließlich in die Hände ihrer Mörder. 

Im Film (Spieldauer 78 Minuten) erlebt man atmosphärisch durch die Texte  und die Musik, speziell von Bach und Purcell, auch durch ein norwegisches Volkslied und den wunderschönen Gesang des Vokalensemble Sjaella,das Seelenleben dieser Frau, die voller Liebe und Lebenslust bis zur letzten Stunde hoffnungsfroh und dem Schönen zugewandt blieb und - das war ihre besondere Stärke- ohne Hass in den Tod ging.

Cato war frei von Angst, weil sie trotz allem, was man ihr antat, sich die Liebe zum Leben nicht nehmen ließ. 

Was macht uns als Mensch aus? Mitmenschlichkeit.

Cato auch Sophie mussten sterben, weil sie mitmenschlich waren und diese Eigenschaft in Terrorregimen als größte Gefahr dafür betrachtet wird, sich an der Macht zu halten. Dort, wo Mitmenschlichkeit gelebt wird, ist die Freiheit zuhause und genau dieser  haben Terrorregime  den Kampf angesagt.  

Sich den Konzertfilm, in der mit Kerzen beleuchteten 1000 Jahre alten evangelischen Kirche in Wolfskehlen anzusehen, war besonders ergreifend, weil die Zeit für einen Moment stillstand und uns bewusst machte, dass Menschen wie Cato in allen zurückliegenden Jahrhunderten das Licht, das unser aller Leben ausmacht, am Verlöschen gehindert haben durch ihren Mut und ihren Glauben an das unzerstörbare Gute, das alles überdauert.

Helga König

 


Mittwoch, 22. Oktober 2025

Eventbericht Helga König: Lesekonzert mit Britta Röder und Hans-Werner Brun zu den Erzählungen "Fliehkraft".

Britta Röder und Hans-Werner Brun
Am Dienstag, den 21. Oktober 2025 fand in der evangelischen Kirche in Riedstadt-Goddelau das Lesekonzert mit Britta Röder und Hans-Werner Brun zu den Erzählungen "Fliehkraft" statt. 

In dieser alten Barockkirche aus dem frühen 17. Jahrhundert wurde der in Goddelau geborene Dichter Georg Büchner am 26. Oktober 1813 getauft. Der Tauftisch wurde 1629 von einem lokalen Dorfschreiner angefertigt. Er wird von einer achteckigen Decke geziert. Gestern wurde der Tauftisch für die Lesung zu einem Büchertisch umfunktioniert. Das hätte Georg Büchner gewiss erfreut. 

Die Kirchen in Riedstadt mittlerweile als auch weltliche, kulturelle Begegnungsstätten zu begreifen, finde ich überaus begrüßenswert, nicht zuletzt, weil sie so sinnstiftend belebt  und in den kommenden Jahrzehnten weiterhin noch Zukunft haben werden, trotz des andauernden Mitgliederschwunds.  Eine solch lobenswerte Maßnahme ist man den Erbauern und Kunsthandwerkern schuldig.

Britta Röder
Wie man dem Kulturprogramm der Büchnerstadt- Riedstadt entnehmen kann, sind für dieses Jahr noch einige interessante Veranstaltungen geplant. 

Das sehr gut besuchte Lesekonzert mit Britta Röder und Hans-Werner Brun zu den Erzählungen "Fliehkraft" hat gezeigt, dass das Interesse an solchen Veranstaltungen groß ist und von daher  ausgebaut werden sollte. 

Britta Röders Erzählband "Fliehkraft" habe ich letzte Woche auf "Buch, Kultur und Lifestyle" rezensiert und war begeistert, wie fesselnd die Autorin aus einigen ihrer brillanten Erzählungen Passagen vortrug, ohne die Neugierde auf die einzelnen Texte zu schmälern. Das war meisterlich! 

Ihre Überlegungen zu Ende der Lesung, zu dem Zitat von Perikles "Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit, und das Geheimnis der Freiheit ist der Mut", das Britta Röder den Erzählungen vorangestellt hat, rundeten ihren Vortrag perfekt ab. 

Helga König (links), Britta Röder (rechts)
Tauftisch Büchners (gestern Abend Büchertisch) davor
Das Unübliche an dieser Lesung waren die musikalischen Einblendungen des Songpoeten Hans-Werner Brun, der korrespondierende Texte zu den Erzählungen geschrieben hat und diese, begleitet von seiner Gitarre, in den Lesepausen einfühlsam vortrug. 

Das gekonnte Wechselspiel von Britta Röder und Hans-Werner Brun sorgte dafür, sich nicht nur intellektuell, sondern auch emotional auf "Fliehkraft" einzulassen, immer wieder angetan von dem, was dem Publikum an weltlich Kulturellem im Hier und Heute in dem sakralen, barocken  Umfeld entgegen gebracht wurde. 

Ein gelungener Abend.

Helga König

Montag, 22. September 2025

Event: "Filztussi and Friends "Markt für Kunsthandwerk vom Feinsten, 21.9.25, Riedstadt-Wolfskehlen

Helga König (links), Karin Krenn
"Filztussi" rechts
Auf dem Gelände einer denkmalgeschützten, ehemaligen Hofreite in Riedstadt-Wolfskehlen, die zwischenzeitlich von dem agilen Besitzer des Riedstädter "Eiswölkchens" bewohnt wird, fand am 21.9.25 ein bemerkenswerter "Markt für Kunsthandwerk vom Feinsten" statt. 

Kunsthandwerk, so erfährt man bei Wikipedia, stehe für jedes Handwerk, für dessen Ausübung künstlerische Fähigkeiten maßgebend und erforderlich seien. Bei den Produkten des Kunsthandwerks handele es sich um eine eigenständige handwerkliche Arbeit und nach eigenen Entwürfen gefertigte Unikate. 

Die ausgestellten Arbeiten unterschieden sich, das wurde allen BetrachterInnen gewiss rasch klar, von denen, die in der Regel auf Jahrmärkten angeboten werden. Beim gestrigen Markttag ging es tatsächlich um Arbeiten, die von den Akteuren viel künstlerisches Können, Kreativität und Geduld abverlangen. Nichts ist abgekupfert! 

Bevor ich mir einen Überblick über die ausgestellten Objekte verschaffte, unterhielt ich mich mit der Organisatorin des Events. Karin Krenn betreibt die "Filzwerkstatt Karin Krenn" und nennt sich flapsig "Filztussi". 

Die kreative Kunsthandwerkerin fertigt Ringe, Halsketten, Pulswärmer und andere geschmackvolle Accessoires an. Für die Pulswärmer nimmt sie nur hochwertige, feine Garne und strickt dabei in komplizierten, zeitaufwendigen Mustern. Hier ist Koordinationsfähigkeit gefragt! 

Die gewählten Farbtöne sind sehr edel, sodass die Pulswärmer sich bestens auch zu Businessblazern tragen lassen und solchen, zumeist farblich gedeckten Jacketts etwas "pepp" verleihen. 

Interessant auch sind die Ringe aus Filz, die am Finger angenehm weich, ein ganz neues Schmuckgefühl entstehen lassen. Die Steine, die die Filzringe krönen, gepaart mit Sterlingsilbereinfassung machen diese ungewöhnlichen Schmuckstücke zu echten Hinguckern, ganz ähnlich wie die Kugelkette in der Farbe Lapislazuli aus Filz. Die Nachhaltigkeit dieser Produkte überzeugt!

Karin Krenn bietet übrigens Filzkurse für Erwachsene und Kinder an. 

Die Ausstellerin Simone Kalka ist eine, Wolfskehlen ansässige, zertifizierte Kräuterpädagogin BNE. Sie bietet Wildkräuterführungen, Wildkräutervorträge, Themenworkshops rund um Wildkräuter und zahlreiche Produkte aus ihrer Kräuterküche an. Solche Produkte konnte man am gestrigen Markttag kennenlernen. 

Bemerkenswert auch sind die Arbeiten von Steffi Günther die die "Impuls Werkstatt" betreibt. Auch sie erteilt Kurse im Kreativbereich für Kinder und Erwachsene. Steffi Günther ist staatlich anerkannte Erzieherin sowie Fachkraft für Kunst und Gestaltung. Ihre wunderschönen Papierarbeiten erfordern große Fingerfertigkeit. 

Doch es gab noch weitaus mehr zu sehen. Hübsche Töpferarbeiten, Glasschmuckarbeiten, kleine Kunstwerke aus Seife, Drechselkunstwerke, für alle, die Holz mögen, auch handgemalte Geschenkkarten etc., etc. 

Wer mehr über "Filztussi and friends“ erfahren möchte, kann sich an Karin.filz@gmx.de wenden. 

Sich jetzt schon kundig machen, was man sich zu Weihnachten wünscht oder was man verschenken kann, ist gewiss kein Fehler. Unikate sind natürlich von besonderem Reiz in unserer Welt, in der Beliebig- und Einfallslosigkeit vorherrscht. 

Am 27.9.-28.9 2025 hat man Gelegenheit sich auf Jagdschloss Kranichstein schlau zu machen, was die Kreativen dann anzubieten haben.

Helga König

Sonntag, 14. September 2025

Eventbericht: 40 Jahre HGV Wolfskehlen "Bees Denäwe", 13.September 2025

Klaus Lohr, Helga König
Weil am gestrigen Abend der große Saal im "Wolfskehler Bürgerhaus" seitens der Verantwortlichen des Riedstädter Rathauses für eine Werbeveranstaltung der AfD schon bereitgestellt worden war, musste der Vorstand des HGV für die Kulturveranstaltung des südhessisches Kabarett- und Mundartduos "Bees Denäwe" einen anderen Ort für das Jubiläums-Event finden, was in Wolfskehlen nahezu unmöglich war.

Erfreulicherweise öffnete die 1000 Jahre alte Kirche großzügig ihre Pforten für das vor allem Freude schenkende Ereignis, das durch das musikalische und sprachliche Können von Klaus Lohr, den schmucklosen Innenraum des protestantischen, zumeist verwaisten Gotteshauses wie durch Magie zum Leuchten brachte. 

Klaus Lohr
Das bereits rund 40 Jahre bestehende Mundart-Duo “Bees Denäwe“ erhielt 2023 den durch die Firma MERCK und die Volksbank Darmstadt Südhessen gestifteten SPIRWES-Künstlerpreis. Dabei agieren Klaus Lohr und Franz Offenbecher auf der Bühne ohne Verstärker, spielen auf unterschiedlichen Saiteninstrumenten, Klaus Lohr darüber hinaus noch auf einer mit einer Halterung an seinem Kopf befestigten Mundharmonika, der er zeitgleich mit einem Saiteninstrument fetzige Töne entlockt. Gewiss nicht einfach!

Wer "Heimatmusik" erwartetet hat, musste schmollen, denn das Duo rockt sich durch unterschiedliche Musikstile, wobei Klaus Lohr so beweglich und glühend tanzt als würde er auf einer heißen Herdplatte stehen. Faszinierend, dieses Temperament! Alles an ihm ist behände, die Bewegungen, die Musik, die Worte, die geradezu aus seinem Mund herauspurzeln, ohne an einen Wortschwall zu erinnern. Aus diesem Wortakrobaten sprudelt eindeutig unversiegbare, sprachliche Intelligenz. 

Franz Offenbecher, der für die Begleitmusik zuständig ist, wirkt geradezu stoisch. Dadurch entsteht genau die Spannung, die Klaus Lohr noch hibbeliger erscheinen lässt. Die Lieder, die er selbst textet, strotzen vor hintergründigem Wortwitz. Man spürt wie er sich beim Texten amüsiert. Er weiß genau, was er damit bei seinem Publikum bewirkt. Klaus Lohr ist ein Profi, ein charmanter dazu. Er wickelt sein Publikum gekonnt um den Finger.

"Bees Denäwe" in de "Wolfskehler Kersch" 
Wer bei diesem Duo nicht schmunzeln, lächeln oder lachen kann, ist eindeutig sauertöpfisch. Die Inhalte der in Mundart vorgetragenen Lieder sind nicht selten sozialkritisch, politisch hinterfragend, aber mitunter einfach sich am Dialekt ergötzend oder gemacht, damit alle sich "schippelig" lachen. Das gilt auch für die Liebeslieder, die durch Komik bestechen. 

Klaus Lohr zeigt Absurditäten im Verhalten der alteingesessenen Dorfbevölkerung auf, singt vom hickelnden Hinkel und freut sich, wenn er zeigen kann, dass Leute, die Mundart sprechen, durchaus komplex denken können. Er jedenfalls kann es und verbreitet gute Laune durch seinen hintergründigen Humor. 

Helga König

Freitag, 5. September 2025

Eventbericht Helga König: Griesheimer Wochenmarkt, 5.9.2025

Vor einigen Jahren habe ich auf "Buch, Kultur und Lifestyle" und dort auf der "Eventseite" den Wochenmarkt von Mainz und von Höchst/Main vorgestellt. Daran anknüpfend möchte ich heute ein paar Zeilen zum Griesheimer Wochenmarkt schreiben und einige Fotos dazu zeigen, die ich heute Morgen realisiert habe. 

Das Foto von mir hat eine freundliche Marktfrau gemacht, deren hübsche Blumensträuße ich sehr schätze, weil sie ähnlich wie die angebotenen Blumenkränze für Hauseingänge viel Freude kommunizieren und keinen Herbstblues zulassen. 

Freude und Kommunikation bilden, neben dem Wunsch, etwas Delikates einzukaufen, für Marktbesucher wohl die Haupttriebfedern, sich am Freitag auf den Weg zu machen und sich vom Marktleben inspirieren zu lassen. Selten sieht man Menschen mit Einkaufszetteln in der Hand. Kochideen ergeben sich beim neugierigen Gucken wie auch beim neugierigen Erschnuppern der feilgebotenen Waren. Marktleben regt bekanntermaßen die Sinne an. Der Duft von reifen Mirabellen lässt uns wissen, wir befinden uns im Spätsommer.

In der Stadt Griesheim mit ihren rund 30 000 Einwohnern betreiben nach wie vor Bauern ihre Landwirtschaft auf den Äckern rund um die Stadt und sorgen so für gutes Gemüse und Obst aus der Region. 

Eine Skulptur auf dem Markplatz erinnert an die "Griesemer Zwiebelfrauen", Marktfrauen, die einst mit  Körben voller Zwiebeln auch in umliegenden Märkten, wie etwa in Darmstadt, für den guten Ruf der Feldfrüchte aus Griesheim sorgten. 

Das Marktleben zeigt sich früh morgens anders als um die Mittagszeit, denn dann muss man sich nicht nur am Wolfskehler Verkaufsstand, an dem Fleisch, Schinken und Wurst angeboten werden, sondern auch an vielen anderen Verkaufsständen, in eine Schlange einreihen. Das bietet allerdings die Chance für Small-Talks, die sehr kurzweilig sein können, speziell wenn man auf alte "Griesemer" trifft, die teilweise noch den Dialekt der Zwiebelfrauen sprechen. Ein Dialekt, der zum Teil an den Dialekt, der im hessischen Ried gesprochen wird, erinnert, aber auch schon darmstädtisch und damit weltläufiger anmutet.

Neben den Produkten aus der Region werden auch mediterrane Lebensmittel angeboten, am Fischstand u.a. frische Doraden, an einem weiteren Stand unterschiedliche Sorten Oliven, dann sehr gute französische Käsesorten und dergleichen mehr. 

Das unterscheidet Griesheim von der Verbandsgemeinde Büchnerstadt-Riedstadt, die über den "Erweller Kochkäs" offenbar kulinarisch nicht hinauswachsen soll, denn man möchte ja den alten Marktplatz mit den schönen Platanen in Wolfskehlen auf keinen Fall sinnstiftend beleben. Warum auch immer. Er würde sich bestens als das anbieten, wofür er gedacht ist, weit weg von dem hässlichen Rathaus in Goddelau, diesem aufgeblähten Kasten auf einer Betonwüste. 

Am Weinstand in Griesheim, an dem sich um die Mittagszeit nicht wenige Marktbesucher tummeln, werden Weine aus Undenheim/Rheinhessen angeboten und zwar vom Weingut Stumpf, zum Genießen am Stand oder zum Mitnehmen für zuhause. 

Französischer Käse, Oliven, kleine Tomaten und ein Glas leichter rheinhessischer Rotwein sind eine gute Wahl an warmen Sommerabenden, wenn sich die Lust, etwas zu kochen nicht einstellen mag...! 

Was lernt man bei solchen Markterkundungen wie heute in Griesheim? 

Jeder Ort ist gut beraten, einen Marktplatz entsprechend zu beleben, wenn begriffen wurde, worum es in einer Kommune tatsächlich geht. Belebte Plätze sind ein Zeichen für gedanklichen Austausch, für neue Ideen, sind ein Zeichen dafür, dass ein Ort nicht nur eine Bettenburg sein möchte oder gezwungen wird, eine zu sein. Bettenburgen sind Schlafstätten, an denen -wie in Schilda- die Randsteine hochgeklappt werden, an denen Geschäftigkeit zum Fremdwort geworden und Schnarchen angesagt ist. Dynamik funktioniert anders.
 
Helga König

Mittwoch, 4. Juni 2025

Eventbericht: Richtfest der Erweiterung der hiesigen evangelischen Kita in Riedstadt/Wolfskehlen am 3. Juni 2025

Kita-Gruppe singt für die
fleißigen Bauarbeiter
Von meinem Arbeitsfenster aus blicke ich direkt auf die hiesige evangelische Kita von Riedstadt- Wolfskehlen. Dieser Kindergarten wurde erbaut als ich selbst noch ein Kind war. Für die damaligen Verhältnisse war er mehr als nur komfortabel und läutete eine neue Zeit ein, nicht nur, was die Räumlichkeiten, sondern auch, was die Art der Betreuung der Kleinen anbelangte. 

An den Gebäuden hier in der Ringstraße schließt sich ein grüner Teppich, bestehend aus Gras und Klee an, auf dem die Kinder toben können. Alter Baumbestand sorgt im Sommer für genügend Schatten.

Schade, dass für den Erweiterungsbau viele ebenfalls alte Bäume abgeholzt werden mussten. Stellt sich die Frage, wo adäquater Ersatz seitens der Kirche geschaffen wird? 

Herr Hess und ein Mitarbeiter
beim "Richtspruch"
Der Kindergartenbereich bestand bislang aus 3 teiloffenen Gruppen mit jeweils 25 Kindern und einer Krippengruppe mit 12 Plätzen für Kinder ab dem ersten bis zum dritten Lebensjahr. Durch die Erweiterung wird Platz geschaffen für weitere 25 Kinder, zudem entstehen eine neue Turnhalle, ein Speiseraum, sowie eine neue Küche und ein Waschraum. Wie kinderreich die kommenden Jahre werden, wird die Zukunft zeigen und da auch, ob Kinder aus den Nachbargemeinden dazukommen. Riedstadt endet bekanntermaßen nicht vor den Toren von Wolfskehlen! 

Die neue Turnhalle für die Küken ist äußerst begrüßenswert in unserer bewegungsarmen Zeit. Hier werden die ersten Grundlagen geschaffen für ein Gesundheitsbewusstsein bei diesen Heranwachsenden, was durch gezieltes Einüben von spielerischer Bewegung erreicht wird. Zudem wird ebenfalls spielerisch der Gemeinschaftssinn während der Bewegungsabläufe seitens der Erzieherinnen gefördert. 
Blick auf die Bauerweiterung
vom "Pfarrgarten" aus.

Der Kirchenvorstand der Gemeinde Riedstadt hatte zum Richtfest eingeladen. Pfarrer Herwig sprach ein paar Eingangsworte, bevor der Eigentümer der Baufirma Hess, - Herr Hess-, den traditionellen Richtspruch vortrug.  Das war spannend, nicht nur für die Kinder.

Mehr als nur lobenswert fand ich, dass Herr Hess sich nachdrücklich für den Bauauftrag bedankte. Dabei trägt die Gemeinde, also wir alle, die Hauptkosten, nicht aber die Kirche, die Bauherr ist. Seit den hohen Mitgliederverlusten wurde der Klingelbeutel wieder eingeführt. Eine logische Konsequenz. 

Ein Dankeschön der besonderen Art kam von den Kindern einer der Kita-Gruppen. Sie sangen für die Bauarbeiter das Lied "Wer will fleißige Handwerker sehen?" (in etwas abgewandelter Form) und trafen damit genau den Punkt, denn die Mitarbeiter der Firma Hess beeindrucken durch Fleiß und Pünktlichkeit, wie ich mich tagtäglich von meinem Arbeitszimmer aus überzeugen konnte und es noch immer kann
Beim Richtfest: Auf dem Foto von links nach rechts: Walter Bonn (BfR) Jens Funk (Kirchenvorstand) Helga König (BfR), Christian Hofmann (BfR), Mario Friedrich (BfR); Foto: Wilfried Büdinger (SPD)
Diese Männer leben also Werte, die vielerorts untergegangen sind, zum Schaden unserer Volkswirtschaft. Bei allem Maschinenlärm, der auf einer Baustelle entsteht, war es erfreulich, dass das Personal der Firma Hess sich als vorbildlich teamfähig erwiesen hat und  bei allem keine lauten Diskussionen um Kaisers Bart entstanden sind. 

Das hat die Männer natürlich  auch bei den Kindern sichtbar beliebt gemacht, wie man dem Strahlen der kleinen SängerInnen entnehmen konnte. 

Helga König

Donnerstag, 29. Mai 2025

Event: 33. Ökomarkt Büchnerstadt- Riedstadt/Erfelden, 29.5. 2025

Mitglieder der Fraktion BfR
(Bürger für Riedstadt)
In Zeiten des Klimawandels wird die Aufklärung im Hinblick auf Umweltbewusstsein immer notwendiger. Die Unumgänglichkeit biologisch angebauter Produkte, die Abkehr von Insektenvernichtungsmitteln, auch von Vermüllung durch Plastik etc., die Akzeptanz von Blumenwiesen, um das Überleben der Bienen und anderer Insekten zu sichern, ein entschiedenes Nein zur immer extremeren Verdichtung von Flächen in Städten und Gemeinden, die zur Vorhölle aller wird, wenn Unwetter hereinbrechen, sind nur einige Punkte, die uns durch Aufklärung bewusster werden lässt, welche Wege wir gehen müssen, wenn unser Ziel kluges Vorausschauen heißen soll. 

Der 33. Riedstädter Öko-Markt am Tor zum Naturschutzgebiet "Kühkopf" hat gezeigt, wie viele Möglichkeiten es gibt, Informationen an Besucher heranzutragen, wie viele Denkanstöße durch das, was an den einzelnen Ständen dort dargeboten wurde, auf den Weg gebracht werden konnten. Nun ist rasches Umsetzen angesagt! 

Natürlich gilt es den Stand der "NABU Groß-Gerau" mit seinen überaus lobenswerten Naturschutz-Infos an erster Stelle zu erwähnen. Dort lagen einige Informationsblätter aus, von denen ich hoffe, dass viele sie mitgenommen haben und nun lesen werden. Hier sollte man sich u.a. in das Blatt "Biologische Vielfalt. Warum sie wichtig ist und wie wir sie schützen können" vertiefen. "Biodiversität" heißt das Motto. Was man darunter zu verstehen hat und welche Faktoren zu ihrem Verlust beitragen, sollte jeder wissen, vor allem aber sollten sich jene politische Entscheidungsträger kundig machen, die vorgestrig, noch immer die Verdichtung von Flächen vorantreiben und verantwortungslos alten Baumbestand vernichten oder fruchtbares Ackerland dazu nutzen, größenwahnsinnige Bauprojekte in die Tat umzusetzen. Es geht nicht darum, sich Denkmäler aus Stein zu bauen, sondern der Natur zu dienen, denn von ihr leben wir. Aufwachen heißt das Gebot der Stunde! 

Der traumhaft- schöne Vorzeige-Ökomarkt fand übrigens unter alten Platanen in unmittelbarer Nähe des Altrheins statt. Idylle pur! An den Ständen wurden unter anderem Wildpflanzen und regionales Wildkräuter-Saatgut angeboten, auch Pflanzen für Küche und Garten. Bioprodukte aus dem nahegelegenen Odenwald hatten viele Abnehmer und ein Stand für Korbwaren lud dazu ein, sich bewusst zu machen, dass umweltbewusstes Einkaufen auch auf Wegwerftaschen aus Papier verzichtet.

Die Fraktion BfR "Bürger für Riedstadt" steht für eine sparsame Politik. Zu dieser gehört natürlich, dass man keine ökologische Misswirtschaft- (absolute Geldverschwendung) betreibt, die zu Lasten der Bürger und deren Nachfahren geht. Deshalb muss Schluss  sein mit der Verdichtung der Gemeinden  und ein ernstgemeintes Bemühen um biologische Vielfalt in den Gärten und Grünanlagen der Stadt an erster Stelle stehen. Nicht jede freie Fläche soll bebaut werden. Das gilt auch für den alten Marktplatz in Wolfskehlen! Die Bürger brauchen Luft zum atmen. Alles andere ist ungesund.  

Ein Ökomarkt ist ein Ort der Begegnung und Kommunikation, vielleicht für den ein oder anderen ein Ort der Erkenntnis, dass ökologische Vielfalt tatsächlich satt, gesund und glücklich macht.


Helga König

Sonntag, 15. Dezember 2024

Events in Riedstadt: Weihnachtsausstellung "Puppen und Puppenstuben" am 14.12.2024 in der "Ölemühl", anlässlich des 29.Weihnachtsmarktes in Wolfskehlen, dort unterhalb der 1000 Jahre alten Kirche, zudem der "Kreativmarkt" auf dem rund 1200 Jahre alten Bensheimerhof, gelegen zwischen Erfelden und Leeheim am 15.12.2024

Mitglieder des Leeheimer
Musikzuges
Es war ungewöhnlich kalt am Samstag, den 14.12.2024, kein Wetter also, um ohne Grund die Wohnung zu verlassen. Allerdings gibt es, um den alljährlich stattfindenden Wolfskehler Weihnachtsmarkt zu besuchen, viele gute Gründe. Hauptmotiv ist natürlich die Kommunikation mit Bekannten und Freunden bei einem Glas  wohlschmeckenden Winzer-Glühwein und den mit viel Herzblut zubereiteten Speisen, wie etwa einem stundenlang, auf kleiner Flamme gegarten Kesselgulasch. 

Ein Highlight unter kulinarischen Köstlichkeiten sind die Weihnachtsplätzchen am Stand der Wolfskehler Landfrauen, die dazu veranlassen, den Weihnachtsmarkt schon früh aufzusuchen, um ein paar Tütchen für die bevorstehenden Festtage "bunkern" zu können, speziell die berühmten Bethmännchen und die perfekt zubereiteten Vanillenkipfeln. Honig vom nahegelegenen Naturschutzgebiet "Kühkopf" wurde auch angeboten und selbstgemachte Marmeladen für Süßmäulchen, die Wert auf Qualität legen. 

Kaufladen  in der Weihnachtsausstellung
Mein Hauptinteresse in diesem Jahr galt der Weihnachtsausstellung "Puppen und Puppenstuben" in der "Ölemühl", die direkt neben der Kirche lokalisiert ist. Die Objekte sind Leihgaben von Margarete Acker, einer in Wolfskehlen lebenden Sammlerin, von der ich erfuhr, dass viele der Puppenstuben gut 100 Jahre alt sind. Dies lässt sich für Kenner am Design der Puppenstubenmöbel gut ablesen. 

Von Puppenküchen, zu anderen Räumlichkeiten der Puppen, hin zu Kaufläden und sogar zu einer Schulklasse, konnte man sich ein Bild machen, womit sich in vergangener Zeit kleine Mädchen, vielleicht auch Jungs spielerisch auseinandergesetzt haben. Es ist nicht nur das frühkindliche Einüben der Mutterrolle, wie ich zunächst annahm, sondern die Auseinandersetzung mit Dingen des täglichen Lebens, die Gestaltung von Räumen, das Gefühl für Farben und Formen, dazu das Nachspielen von Rollen wie der des Kaufmanns hinterm Ladentisch und der geschickten Käuferin, die hier thematisiert werden. 

Schulklasse in der Weihnachtsausstellung
Am bemerkenswertesten fand ich die Schulkasse mit Gegenständen wie einer kleinen Rechenmaschine, einer Tafel und Schultüten, die verdeutlichen, dass es um Schüler der ersten Klasse geht. Was vertrauten die Spielenden ihren Mitspielern an? Ihren Hoffnungen, ihren Kummer, ihre Freude, ihre Vorstellungen von dem, was im Leben einmal auf sie zukommt? 

Neben Puppenstuben waren auch Puppen, zumeist Sammlerpuppen, ausgestellt, die wohl weniger zum Spielen als zum Bestaunen geeignet sind und bekanntermaßen nicht nur kleine Puppenmütter erfreuen. Nicht zuletzt sind es ja oft Kriegskinder, die noch im hohen Alter Sammlerpuppen auf ihrem Sofa sitzen haben, nicht um mit ihnen zu spielen, sondern, weil ihnen Puppen in der Kindheit fehlten und so eine Lücke geschlossen wird… 


"Kreativmarkt im Bensheimerhof"
Am Sonntag, den 15.12.2024 dann besuchte ich den "Kreativmarkt" auf dem Bensheimerhof, dem Gut, das einst den Herren von Wolfskehlen gehörte, die es,  aus welchen Gründen auch immer, 1250 an das Kloster Eberbach verschenkten.  Später ging es in den Besitz der Herren von Heyl und danach der Freiherren von Wangenheim über. Noch heute wird es von den Nachfolgern der Freiherren von Wangenheim landwirtschaftlich betrieben.

In der Adventszeit findet im Bensheimerhof an mehreren Wochenenden in den vormaligen Gewölbestallungen ein Kreativmarkt statt, auf dem viele schöne Dinge zu erwerben sind, seien es individuell gestaltete Weihnachtskugeln mit Beschriftung, zauberhafte Weihnachtkarten, die sich selbst bereits für ein kleines Geschenk eignen, Holztafeln mit klugen Zitaten, die durch das Jahr begleiten oder aber selbstgestrickte Pulswärmer, Socken, gehäkelte Mützen etc., die beweisen, dass alte Fertigkeiten noch nicht in Vergessenheit geraten sind.

Florales, auch Gewürze und Öle werden ebenfalls angeboten, doch noch vieles, vieles andere mehr... 

Kreativmarkt im Bensheimerhof
All diese kleinen Präsente zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht industriell hergestellt, sondern kunsthandwerkliche Produkte sind, Produkte demnach, die Seele haben.

Im Hof des Gutes werden Weihnachtsbäume verkauft. Ein Glühweinstand sorgte dafür, dass man – von Innen aufgewärmt- den Weihnachtsklängen von Mitgliedern des Leeheimer Musikzuges lauschen konnte. 

Auf dem historischen Hofgut, auf dem im Laufe der Jahrhunderte gewiss ganz unterschiedliche Weihnachtsfeste stattgefunden haben, war dies ein vorweihnachtliches Highlight der besonderen Art. Den Herren von Wolfskehlen hätte es gewiss gefallen und allen, die dann folgten ebenfalls.

So auch den Zuhörern im Hier und Jetzt, die durch das weihnachtliche Ambiente nun dem 4. Adventswochenende entgegenfiebern, wo man übrigens den "Kreativmarkt"  am Samstag, den 21.12.24 nochmals besuchen kann, um die  letzten Weihnachtseinkäufe zu tätigen. 

Ob man mit dem Schlitten die Geschenke nachhause bringen kann, entscheidet Petrus allein. 

Ihm eine Bitte zu senden, ist möglich. Die hübschen Karten dazu, gibt es auf dem "Kreativmarkt" gleich am Eingang.

Helga König
                                                                                           

Sonntag, 17. November 2024

Eventbericht: Letzter öffentlicher Rundgang im "Storchennest", dem ältesten, noch existierenden Wohnhaus der Gemeinde Wolfskehlen im Südried, am 15.11.2024


Fachwerkhaus "Storchennest"
in Riedstadt- Wolfskehlen
Wolfskehlen, ein Ortsteil der Verbandsgemeinde Büchnerstadt- Riedstadt, ist über 1000 Jahre alt. Das älteste, noch existierende Wohnhaus, das "Storchennest", wurde allerdings erst vor 362 Jahren erbaut und dies, obgleich das hiesige Kirchengebäude seit 1313 urkundlich nachgewiesen ist. "Storchennest" wird das Haus genannt, weil einst Störche ihr Nest auf dem Dach des Gebäudes errichtet hatten.

Auch zwei Burgen früheren Datums in der Gemarkung hat es gegeben. In Zelten oder Bretterbuden werden die Wolfskehler Bürger zu Beginn des 30 jährigen Krieges also sicher nicht gelebt haben. Die Kirche und deren berühmter Altar, den man seit dem vorletzten Jahrhundert im Hessischen Landesmuseum besichtigen kann, deuten darauf hin, dass die Bürger sogar recht wohlhabend waren. 

Liest man bei Wikipedia nach, so findet man eine Randnotiz, dass Wolfskehlen 1644 – sprich vier Jahre vor dem Ende des 30 jährigen Kriegs- restlos zerstört wurde. Allerdings überstand die Orgel – wie die Kirche selbst – die Brandschatzungen und Verwüstungen und wurde bis zum Jahre 1787 gespielt. Dies ist ein kleines Wunder, das zu Legenden um den Alter geführt hat.

Wolfskehlen war demnach in der Zeit unmittelbar vor dem Bau des Fachwerkhauses "Storchennest" in einem katastrophalen Zustand. Darüber hinaus war die Bevölkerung dezimiert. Dazu soll die Pest ihr Übriges beigetragen haben. 

Wie lange brauchen Menschen, um sich von einem solchen Trauma zu erholen? Genügen 14 Jahre? Wohl eher nicht.

Erstaunlich also, dass in jenen Tagen ein so herrschaftliches Haus wie das "Storchennest" erbaut werden konnte, noch dazu mit einer wertvollen "Kölner (Stuck)-decke". Wie war das möglich? Und vor allem: Was wollten die Erbauer damit zum Ausdruck bringen? 

Liest man die Tafel vor den Gebäudekomplex, wird klar, dass dort, wo das heute neu restaurierte Fachwerkhaus zu bestaunen ist, zuvor bereits ein Gutshof gestanden hat, der offenbar einst zur Wohnstatt der Herren von Wolfskehlen gehörte, nachdem deren Burg "Neu-Wolfskehlen"- lange vor dem 30 jährigen Krieg -  zerstört worden war. 

Doch das hier fokusierte Areal  wurde offenbar bereits im 13. Jahrhundert, also lange vor dem Dreißigjährigen Krieg,  seitens der Herren von Wolfskehlen verkauft, ging später durch mehrere Hände und gehörte 1660, also zum Zeitpunkt der Errichtung des Fachwerkhauses, der Adelsfamilie von Bobenhausen, die es  aufgrund eines Konkurses 1741 dem Landgrafen von Darmstadt übergeben musste. Er verpachtete es an unterschiedliche Pächter bis das Areal schließlich Ende des 18. Jahrhunderts geteilt und verkauft wurde. 

Die Pfarrerfamilie Osterod wurde zwischen 1780 und 1801 Eigentümer des Fachwerkhauses und eines kleinen Backsteinhauses (Gesindehaus), das später umgebaut und heute Teil des Ensembles "Storchennest" ist. Eigentümer des nicht mehr existierenden, alten Steinhauses wurde Familie Lerch. Auf diesem Gelände lebt Familie Schäfer, Nachfahren der Familie Lerch. Ob das alte Steinhaus vor dem 30 jährigen Krieg erbaut worden ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Denkbar ist es schon, weil  es  durch seine dicken Steinmauern  besser gesichert war. Um dieses Haus ranken sich diverse Legenden, die aber nicht Thema meines Eventberichtes sein sollen.

Gehen wir davon aus, dass der Ort Wolfskehlen sich 1648 in einem Zustand befand, wie Grimmelshausen in seinem Gedicht 

"Thränen des Vaterlandes" / Anno 1636.

 beschreibt:

Wir sind doch nunmehr gantz / ja mehr denn gantz verheeret!
Der frechen Völcker Schaar / die rasende Posaun
Das vom Blutt fette Schwerdt / die donnernde Carthaun /
Hat aller Schweiß / und Fleiß / und Vorrath auffgezehret.
Die Türme stehn in Glutt / die Kirch ist umgekehret.
Das Rathauß ligt im Grauß / die Starcken sind zerhaun /
Die Jungfern sind geschänd’t / und wo wir hin nur schaun
Ist Feuer / Pest / und Tod / der Hertz und Geist durchfähret.
Hir durch die Schantz und Stadt / rinnt allzeit frisches Blutt.
Dreymal sind schon sechs Jahr / als vnser Ströme Flutt /
Von Leichen fast verstopfft / sich langsam fort gedrungen.
Doch schweig ich noch von dem / was ärger als der Tod /
Was grimmer denn die Pest / und Glutt und Hungersnoth
Das auch der Seelen Schatz / so vielen abgezwungen.


Michael Hartmann, der heutige Eigentümer des denkmalgeschützten Ensembles "Storchennest", das aus dem Fachwerkhaus, einem Backsteinhaus, das 1914 vergrößert wurde, sowie einer Scheune und Ställen besteht, hat gemeinsam mit der Architektin Natalie Röder und vielen Fachleuten dieses alte Symbol für einen Neuanfang in einen bewundernswerten Zustand versetzt, der vor allem Respekt vor den Leistungen längst verstorbener Handwerker zum Ausdruck bringt. 

All die Räume, die man besichtigen konnte, beeindrucken durch die Tatsache, dass sie - bei aller geglückten Modernität-  nicht vergessen lassen, dass man sich in Gebäuden befindet, die eine Menge Freude aber auch Leid in den Zeitläuften gesehen haben. Den Gewölbekeller und einen Teil des Speichers unrestauriert zu lassen, gibt dem Fachwerkhaus etwas Geheimnisvolles, lässt einen Blick in längst vergangene Tage zu. Das ist mehr als nur reizvoll. Es regt die Fantasie an.  

In der Scheune trifft moderne Architektur auf alte Bauelemente. Einige Gerätschaften, die einst als Arbeitsmaterial in der Landwirtschaft dienten, wurden als Dekorationsgegenstände im Eingang verwendet und erinnern, ohne übertriebene Nostalgie, an ein Gestern, jedoch anders als Keller und Speicher. Ich interpretiere die ausgestellten Exponate als gekonnt museal sachlich. 

Wie sich das Leben der Bewohner im ältesten Haus Wolfskehlens gestaltete, kann man nur vermuten. Protestantisch geprägt, wird es spätestens mit dem Einzug eines evangelischen Pfarrers zunächst ziemlich spartanisch zugegangen sein, trotz des herrschaftlichen Äußeren. 

Davon ausgehen kann man, dass sich im Haus zumindest seit dem Einzug der Pfarrerfamilie Osterod Bücher befanden, man vielleicht auch  heimlich Georg Büchner las, den im Nachbarort geborenen Schriftsteller und Revolutionär, der 1837 bereits verstorben, lange Zeit zum Tabuthema in dieser Region wurde. 

Was man sich für das "Ensemble Storchennest", diesem Symbol eines Neuanfangs nur wünschen kann ist, dass es zukünftig von Kriegen verschont bleibt und den Bewohnern  mehr Freude als Leid schenkt: 

Ein Haus friedlichen Zusammenlebens, - ein Symbol des Neubeginns-  über das Areal hinaus, wäre doch ein schöner Ansatz, oder?

Helga König


 

Montag, 9. September 2024

Eventbericht: Tag des offenen Denkmals- Kirchturm Wolfskehlen, 8.9.2024

 Wahrzeichen von Wolfskehlen 
Der diesjährige Tag des offenen Denkmals fand am 8. September 2024 statt und stand unter dem Motto "Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte". Wolfskehlens "Wahrzeichen" ist seit vielen Jahrhunderten der Kirchturm inmitten des Ortes. Dieser Ort selbst, in Südhessen gelegen, einst Bibiloz genannt, wurde urkundlich erstmals am 10. Juni 1002 erwähnt. 300 Jahre später gaben ihm die Herren von Wolfskehlen seinen heutigen Namen. Deren zwei Burgen sind seit Ewigkeiten nicht mehr existent und können als Wahrzeichen insofern nicht mehr dienen. 

Als Kleinkind konnte ich von meinem Sandkasten aus den Kirchturm sehen, damals wurden Orte noch nicht umweltschädlich verdichtet. Wenig später als ich dann schaukeln konnte, las ich beim Schaukeln die Zeit der Kirchturmuhr ab und freute mich, wenn noch eine Weile blieb, um mich schaukelnd weiterzubewegen, bevor ich alsdann "ausgepowert" zu Bett gebracht wurde. 

Das Schaukeln erweckte in mir das Gefühl, fliegen zu können, bis hin zum Kirchturm, von dem aus tagein, tagaus die Glocken erklangen. Ich liebte ihren Klang. 


Blick auf Wolfskehlen, im Hintergrund das
Gelände, wo die Burg Neu-Wolfskehlen
einst stand.


Während ich die steilen Treppen des Kirchturms hochstieg, stellte ich mir vor, wie vielleicht eine energisch auftretende Frau, in den Zeiten noch knöchellanger Röcke, den Weg hinauf gegangen ist, weil sie neugierig auf den Ausblick war, der ihr an sonnigen Tagen die Bergstraße, den Odenwald, die Rheinfront und auch den Taunus näher brachte, Gegenden, die sie, wenn überhaupt, nur selten persönlich aufsuchen konnte. Ob ein Glöckner ihr diesen nicht ungefährlichen Weg überhaupt erlaubt hätte? Die Welt einer Frau war  damals noch klein, ihre Träume waren es möglicherweise keineswegs.



Kirchturmuhr und eines der Sandstein-
türmchen. Hätte ich die Uhr vollständig
fotografieren wollen, wären Flügel notwendig gewesen.  Diese
hatte ich allerdings zuhause vergessen,

Die Kirche zu Wolfskehlen ist die höchste Kirche im Ried, hört und liest man und darf sich hiervon auch selbst überzeugen. Alten Urkunden ist zu entnehmen, dass es schon vor 1283 einen Pfarrer hier gab. Damals natürlich noch katholisch. Erst 1536, also lange vor dem 30 jährigen Krieg, konvertierte der zu diesem Zeitpunkt in Wolfskehlen praktizierende Pfarrer zur lutherisch-evangelischen Kirche und heiratete. Zu diesem Zeitpunkt wurde Wolfskehlen evangelisch, weil Eberhard von Gemmingen es so wollte. Wie werden die Katholiken darauf reagiert haben? Fügten sie sich bereitwillig in ihr Schicksal ein? War es einfach seinen Glauben wie sein Hemd zu wechseln?

Zu Beginn des 30 jährigen Krieges, also konkret 1618, wurde an der Stelle der baufälligen Kirche eine neue Kirche erbaut. Am Eingang dieser Kirche entdeckt man übrigens die Grabplatte Elisabeths von Wolfskehlen, die aus dem Jahre 1330 stammt. Diese Grabplatte befand sich vormals auf dem Friedhof, der sich an das Gotteshaus anschloss und wurde weiterer Verwitterungsschäden wegen in den Innenraum des Sakralbaus erbracht. 

Jens Funk, Kirchenvorstandsmitglied
Das 1322 seitens von Christina von Wolfskehlen gestiftete kostbare "Wolfskehler Altarbild" wurde 1821 dem Landesmuseum Darmstadt geschenkt und das obgleich, das Kunstwerk zweimal Schutz für das gesamte Dorf und die Kirche selbst wurde. Prachtvolle Altarbilder hatten bekanntermaßen in protestantischen Kirchen nichts zu suchen. Deshalb wohl wurde das Kunstwerk lange Zeit zunächst in der Pfarrscheune ausgelagert. Doch vielleicht war dies auch gut so, denn 1862 brannte die Kirche bis zu den Grundmauern nieder. 

Zwei Jahre später wurde mit dem Wiederaufbau im neugotischen Stil begonnen, doch als man 1865 fast damit fertig war, stürzte durch einen Sturm der neu aufgeschlagene Turm ein, wodurch das Kirchendach empfindlich beschädigt wurde. Noch ein weiteres Mal nahm der Turm Schaden und zwar im Zweiten Weltkrieg. Vielleicht hätte das Altarbild an seinem angestammten Platz dies verhindern können? Möglicherweise sind Gnadenbilder ja doch mehr als sakraler Popanz in katholischen Wallfahrtskirchen? Wer weiß das schon… 

Blick auf Wolfskehlen und die Bergstraße 
Zwischenzeitlich wurde die Wolfskehler Kirche vor geraumer Zeit vollständig saniert und erstrahlt jetzt gewissermaßen in neuem Glanz. 

Die Besichtigung des Glockenturms macht erforderlich, dass man sich erst mal  über zahllose Treppenstufen und ab dem Dachboden  dann über waghalsig zu erklimmende Leitersprossen hochbewegen muss. Nichts für Menschen mit Höhenangst.

Jens Funk vom Kirchenvorstand erläuterte sachkundig die jüngsten Umbauarbeiten auf dem Dachboden, der sich aus statischen Gründen leider nicht zu Großveranstaltungen eignet, obschon der Raum dies von der Größe hergeben würde. 

Michaela Hammann
Mitglied des Kirchenvorstandes.
Die überaus charmante Michaela Hammann, ebenfalls vom Kirchenvorstand, führte die Besucher hoch zu den drei Glocken und von dort aus auf das kleine Aussichtsplateau, von wo aus, man nicht nur das gesamte Südried und die angrenzenden Berglandschaften, sondern natürlich auch die Dächer und Gärten der Gemeinde bewundern kann und nicht zuletzt, die Erhebung deutlich erkennt, wo vormals Burg Neu-Wolfskehlen stand, übrigens von den Soldaten eines in der Nähe liegenden Klosters (heute Kiawah-Golfpark Riedstadt, das Gelände mit der großen Buddha-Skulptur) geplättet. So kann sich die Geisteshaltung im Laufe der Zeiten ändern...

Auf dem Rückweg nahm ich etwas verwundert Orgelmusik wahr. Ein Besucher spielte die Musik eines Kirchenliedes, das Katholiken und Protestanten in ihrem Repertoire haben, wenn auch mit unterschiedlichen Texten. 

Von der Empore aus hörte dem Organisten eine hier ansässige chinesische Familie aufmerksam zu und dokumentierte, freundlich lächelnd, das friedliches Zusammenleben an allen Orten möglich ist. Es ist eine Sache gegenseitiger Akzeptanz, die  ja  bekanntermaßen Ausdruck von Nächstenliebe ist.


Helga König

(Text und Fotos)